Taijiquan - Körperkunst und Körperkultur

27.10.2021

Es sind drei Ressourcen, die wir für unsere Weiterentwicklung im Taijiquan brauchen: Sehen, Spüren, Feedback. Alle drei nutzten wir im diesjährigen Herbstcamp. Wir, das sind Schüler der Pagode und Taijiquan Übende aus verschiedenen Ecken in Deutschland, Luxemburg und Tschechien. An fünf intensiven Tagen beobachteten wir die richtige Ausführung bei unserem Lehrer Dietmar, probierten raffinierte Techniken des Taijiquan aus. Und gaben uns gegenseitig Feedback, ob wir schon spürbar Wirkung mit den Übungen erzielen konnten.

Davor galt es aber wieder an den Grundlagen zu feilen. Denn ohne Struktur und Ordnung in der Ausführung, lassen sich fortgeschrittene Konzepte nicht korrekt umsetzen und wirkungsvoll einsetzen. Schnell zeigte sich während des Herbstcamps, dass es am Fundament noch einiges zu tun gab. Angefangen von der richtigen Belastung der Füße, über die korrekte Ausrichtung bis zur perfekten Koordination der Bewegungsabläufe. Es geht dabei darum, die Kontrolle über die gesamte Bewegung zu bekommen. Nur wenn das in der Basis funktioniert, lässt sich auch nach und nach die innere Verbindung finden und nutzen.

Dietmar führte uns dann in das Beisikou ein. Eine innere Technik des Taijiquan, die in der Tradition des Chen Xiaojia besonders raffiniert und wirkungsvoll ausgeprägt ist. Er zeigte uns, wie viel Kraft sich mit dieser fast unsichtbaren Bewegung in einen Schlag oder Stoß übertragen lässt. Bei den meisten von uns kommt da leider noch nicht viel an. Aber das Prinzip konnten wir bereits umsetzen und dabei unsere eigenen Grenzen erspüren. Es ist noch ein weiter Weg, aber der erste Schritt ist getan.

Am Ende der fünf Tage hatten wir unsere Basistechnik deutlich verbessert. Dietmar war zufrieden, mahnte uns aber auch, die erreichten Fortschritte nicht wieder zu verlieren. Nur dann können wir die inneren Verbindungswege nach und nach verbessern und einsetzen. Die Arbeit an den Grundlagen wird uns immer begleiten und wir sollten sie nie als selbstverständlich nehmen, egal auf welchem Level wir trainieren. "Taijiquan ist Körperkunst und Körperkultur. Da gehört die Perfektionierung der Basis dazu."

Neben dem Unterricht genossen wir die Begegnung und den Austausch in unserer Gruppe. Nach diesem schwierigen letzten Jahr, in dem wir uns so selten treffen konnten, war uns das besonders wertvoll. Vielen Dank an Anny und Dietmar, dass ihr das Jahr für Jahr möglich macht.

von Sabine Rossbach