Fechten

26.01.2010

Von Dietmar Stubenbaum
Die Anfänge des Gebrauchs von Gegenständen zum Hieb und Stoß gehen vermutlich weit in die Urzeit der Menschheit zurück. Die Möglichkeiten der Metallgewinnung und ihre Verarbeitung brachten erste Grundlagen zur Herstellung von Klingen und Fechtwaffen.

Frühe handschriftliche Aufzeichnungen über die Fechtkunst stammen aus dem dreizehnten Jahrhundert.

Diese Fechtweisen beinhalten das Handhaben von unterschiedlichen Schwertern, Helmbarten, Spießen, Dolchen, Schilden und Stöcken, also die Handhabung sämtlicher Hieb- und Stichwaffen der damaligen Zeit.

Eine alte Handschrift aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg Cod. ms. 3227a (vermutlich 1389) erwähnt die Fechtlehre eines Johannes Liechtenauer, Meister des Langen Schwertes, dessen Einfluss in den folgenden zwei Jahrhunderten hat - durch Fechthandschriften nachweisbar - die Fechtweise in Deutschland nachhaltig beeinflusst hat.

Ein Aufgabengebiet der Pagode ist, die Bewegung- und Kampfkünste aus allen Kulturkreisen und Ländern zu erforschen, die auf verschiedenen Traditionen beruhen. Durch Veranstaltungen und Publikationen sollen Gemeinsamkeiten und Unterscheidungen in Geschichte, Prinzipien und Kulturhintergrund ergründet und Kontakte hergestellt werden.

Die Fechtkunst

Die Anfänge des Gebrauchs von Gegenständen zum Hieb und Stoss gehen vermutlich weit in die Urzeit der Menschheit zurück. Die Möglichkeiten der Metallgewinnung und ihre Verarbeitung brachten erste Grundlagen zur Herstellung von Klingen und Fechtwaffen. Frühe handschriftliche Aufzeichnungen über die Fechtkunst stammen aus dem dreizehnten Jahrhundert.

Diese Fechtweisen beinhalten das Handhaben von unterschiedlichen Schwertern, Helmbarten, Spießen, Dolchen, Schilden und Stöcken, also die Handhabung sämtlicher Hieb- und Stichwaffen der damaligen Zeit. Eine alte Handschrift aus dem Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg Cod. ms. 3227a (vermutlich 1389) erwähnt die Fechtlehre eines Johannes Liechtenauer, Meister des Langen Schwertes, dessen Einfluss in den folgenden zwei Jahrhunderten hat - durch Fechthandschriften nachweisbar - die Fechtweise in Deutschland nachhaltig beeinflusst hat.

Mit Einführung der Schusswaffen verlor das Tragen eines schweren Harnisch zum Abhalten von Schwerthieben seine Bedeutung und somit auch die Handhabung der Schwerter, die dies ermöglichten. Das lange Schwert, das zweihändig geführt und überwiegend zum Hieb gebraucht wurde, findet zwar noch Erwähnung in Fechthandschriften des 16. Jahrhunderts (z.b. Achille Marozzo . "Opera nova", 1536, Bologna, Joachim Meyer "Grundtliche Beschreibung der freyen Ritterlichen vnd Adlichen kust des Fechtens", 1570, Straßburg), wurde aber zunehmend verdrängt durch neue und leichtere Hieb- und Stichwaffen.

Das Rapier mit schlankerer Klinge als das Schwert, das anfänglich noch für Hieb und Stich genutzt wurde, entwickelte sich im siebzehnten Jahrhundert mehr und mehr zu einer reinen Stosswaffe, dessen Einfluss hauptsächlich von Italien ausgehend die ganze Fechtweise in Europa prägte. Dokumentiert wird das in vielen Werken des 17. Jahrhunderts, wie unter anderem Salvatore Fabris ("Scienza e practica dárme", 1606, Copenhaven), Ridolfo Capo Ferro ("Gran Simulacron dell´arte e dell´uso della scherma", 1610, Sienna), und Francesco Antonio Marcelli ("Regole della scherma", 1686, Roma). In Spanien bildete sich eine eigenständige Fechtmethode (La Verdadera Destraza), die durch Don Jeronimo de Carraza (" De la Filosofia de las Armas", 1569, Seville) und Don Luis Pacheco de Narvaez ("Libro de las Grandezas de la Espada", 1600, Madrid) ausführlich dokumentiert wurde und sich in Theorie und Praxis von der italienischen unterscheidet.

In Frankreich, wo viele italienische Fechtmeister unterwiesen wurden, wurde vermutlich der erste Grundstein für eine eigene Schule während der Regierungszeit Ludwigs XIV (1643-1715) gelegt, der die "Academie d´armes ou maitres en fait d´armes de l´academie du roi" begründete. Das war eine Gesellschaft, die die besten einheimischen Fechtmeister zusammenschloss und in der ausgebildet wurde. In Deutschland vermutlich nachhaltig durch den italienischen Fechtmeister Salvatore Fabris beeinflusst, der am Hofe des Königs Christian IV von Dänemark diente, begann die Fechtmeisterdynastie der Familie Kreussler. Beginnend mit Wilhelm Kreussler (1597-1673) wurde die Fechtkunst in über zweihundert Jahren in der Familie weitergegeben und vornehmlich an der deutschen Universität Jena , aber auch Leipzig, Gießen und Wittenberg gelehrt.

Die Kreusslerische Art des Fechtens genoss wegen ihrer Effektivität in Fechterkreisen hohes Ansehen. Anton Friedrich Kahn, Schüler von Heinrich Wilhelm Kreussler (gestorben 1752), verfasste das Manuskript " Anfangsgründe der Fechtkunst", das 1739 erstmals verlegt und erstes schriftliches Zeugnis über die Kreusslerische Fechtmethode war. Im achtzehnten Jahrhundert übernahm Frankreich die dominierende Rolle in der Beeinflussung der Fechtweise in Europa. Viele ausländische Fechtschüler besuchen die Fechtschulen in Paris und Toulouse und nicht mehr die einstigen Hochburgen der italienischen Schulen, wie Bologna oder Rom. Das Rapier (Degen) des 17. Jahrhundert wurde zunehmend ersetzt durch einen leichteren und kürzeren Degen.

Eine neue Waffe, das Florett, entstand vermutlich im 17. Jahrhundert, fand als Übungswaffe zum Stossfechten von Frankreich ausgehend weite Verbreitung. Im frühen 19. Jahrhundert wurden norditalienische Fechtmeister, die im Napoleonischen Krieg dienten, durch die französische Fechtweise inspiriert. Sie modifizierten die französische Florett-Handhabung und mischten es mit ihrer eigenen Fechtweise zur Neapolitanischen Florettschule (z.B. "La scienzia della scherma" von Rosaroll Scorza und Pietro Grisetti, 1803, Milano). In Süditalien wurde die reine italienische Schule beibehalten. Seit den ersten Olympischen Spielen der Neuzeit (1896 in Athen) wurde das Fechten immer mehr versportlicht und im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem athletischen Hochleistungssport reformiert, der kaum mehr etwas mit der einstigen Fechtkunst gemeinsam hat.