Dynamisch, effektiv, unverfälscht – Das war das Herbstcamp 2019

10.10.2019

Dieses Jahr war beim Herbstcamp 2019 Dynamik gefragt. Springen, Drehen, schnelle Tritte, Stöße und Hiebe. Auch das ist Taijiquan. Neben dem detaillierten Training der ersten Form Yilu und der Anwendung in den einzelnen Bildern führte Dietmar Stubenbaum in diesen fünf Tagen in Ravensburg zwei für uns neue und sehr dynamische Formen ein: Die zweite Form des Chen Taijiquan Xiaojia, die Erlu (auch Paochui - die Kanonenfaust) und eine spezielle Säbelform der Chen-Familie. Parallel konnten die Einsteiger ihre Kenntnisse der ersten Form Yilu weiter ausbauen und die traditionelle Schwertform erlernen. Ein vollgepacktes Programm, das unsere ganze Aufmerksamkeit erforderte und uns so viel mehr als nur die äußere Bewegung brachte.

Yilu festigen
Beim Training der Yilu übten wir in jedem Bild unsere innere Struktur zu halten und die Rundheit in allen Bewegungen zu finden. Wir erfuhren von Dietmar, dass gerade Xiaojia von effizienten und schnörkellosen Bewegungsabläufen gekennzeichnet ist, die in der Anwendung sehr effektiv zur Verteidigung eingesetzt werden können. Im Tuishou bekamen wir eine Ahnung von der kämpferischen Absicht hinter den Bewegungen und versuchten diese wieder in die Form zu übertragen. Die große Herausforderung war dabei zentriert zu bleiben und unsere innere Verbundenheit (Neijin) zu finden.

Schülerstimmen:

"Wir haben in jedem Bild der Yilu detailliert die 13 Bewegungen geübt. Damit bekam jedes Bild der Form einen Sinn den wir im Tuishou auch erspüren konnten."

"Im Zentrum stand in diesen 5 Tagen für mich die Bedeutung der körperlichen Ausrichtung zu erfahren, um einen natürlichen Bewegungsablauf zu erreichen."

Paochui erlernen
Die Erlu (Paochui) war für die meisten Teilnehmer neu. Die Natürlichkeit der schnellen Bewegungen stand im Vordergrund, als Grundlage für die spätere Entwicklung der Explosivkraft, des Faijin. Wir sprangen, drehten uns, traten und stießen in die Luft. Und wieder einmal galt es unsere Struktur und Zentriertheit dabei zu erhalten. Dietmar warnte uns zum Abschluss dieser Einheit davor mit äußerer Kraft das Faijin zu imitieren. "Wichtiger ist ein korrekter Bewegungsablauf mit guter Struktur." Also heisst es jetzt Tempo wieder herausnehmen und üben, üben, üben.

Schülerstimmen:

"Die schnellen natürlichen Bewegungen der Paochui sind für mich eine Bereicherung meines klassischen Xiaojia Trainings."

"Das Verständnis der 13 Stellungen anhand der zweiten Form Erlu, und der ganz besonderen Säbelform der Familie Chen zu intensivieren war ein Highlight für mich."

Mit Waffen trainieren
Die ebenso ästhetischen wie martialischen Waffenformen im Taijiquan haben eine ganz eigene Faszination. Im Herbstcamp trainierten wir in zwei Gruppen die traditionelle Schwertform bzw. eine sehr seltene Säbelform der Familie Chen. Die innere Ausdehnung galt es nun bis in die Schwert- oder Säbelspitze zu steigern. Durch die Präsentation von Dietmar Stubenbaum wurde die Anwendung für das Training mit der Waffe auch ohne Partner in der Form sichtbar. Für uns eine schöne und sinnvolle Ergänzung zur Handform, die uns wieder ein Stück weitergebracht hat.


Schülerstimmen:

"Ich spiele einfach gerne mit Waffen herum. Aber mein persönliches Erfolgserlebnis war, dass ich es geschafft habe mich in jeder Position so zu korrigieren, dass keine Last auf mein beschädigtes Knie kam."

"Die Dynamik der unterrichteten Erlu und der seltenen Säbelform hat mich sehr beeindruckt. Die Bilder nicht nur in der Choreografie, sondern auch in der Anwendung zu üben, hat sehr viel Spaß gemacht und mein Verständnis für die Bewegungsprinzipien gefestigt."

Wissen erweitern
Der Vortrag von Dietmar Stubenbaum zum weit verzweigten Chen-Klan hat das Herbstcamp perfekt abgerundet. Die Entwicklung der einzelnen Familienlinien mit ihren eigenen Ausprägungen des Chen Taijiquan wurde lebendig und mit vielen Videoaufnahmen der verschiedenen Meister belegt. Damit war es auch für uns Schüler möglich, die Besonderheit des Xiaojia zu erkennen.

Schülerstimmen:

"Der Vortrag über den hoch komplexen Familienstammbaum des Chen-Klans mit seinen weiten Verzweigungen machte mir klar, wie wertvoll die von uns praktizierte und weitestgehend unverfälschte Xiaojia Tradition ist."

Gemeinschaft erleben

Das Herbstcamp ist seit 9 Jahren das Highlight eines Pagode-Trainingsjahres: Neues Lernen, Gelerntes festigen, Bewegungsprinzipien und deren Anwendung vertiefen. Und nicht zuletzt die Gemeinschaft genießen, sich in der über Deutschland, Schweiz, Österreich, Luxemburg und Tschechien verteilten Schüler- und Lehrerschar austauschen.

Schülerstimmen:

"Insgesamt war es wieder ein harmonisches Unterfangen."

"Die Unterstützung durch Mitschüler und Kursleiter hat beim Verständnis der Bewegungsprinzipien sehr geholfen. Vielen Dank allen dafür."

"Grundsätzlich das wichtigste für mich war, euch alle zu sehen."

von Sabine Rossbach